Mittwoch, 21. Januar 2015

der Vordergrund

Hallo ihr Lieben


So, nun habe ich's mir erneut auf meinem warmen Bettchen bequem gemacht und los gelesen. Ich war dieses Mal sehr konzentriert und kam schnell vorwärts. Bis ich, wie solle auch anders sein, wieder aufhören musste, um das Gelesene zu überdenken. Allerdings fällt es mir jetzt viel leichter, das Gelesene zu verstehen, denn mittlerweile wurden viele Fragen und Unklarheiten enthüllt. 

In diesem Buch wird vom Vordergrund und vom Hintergrund berichtet. Doch hauptsächlich vom Vordergrund. Man vergisst vor lauter Aufregung was eigentlich alles im Hintergrund stattfindet obwohl dies relevant für die Handlungen sein könnte.
Wie z.B. die Telefongespräche, die während des ganzen Prozesses ebenfalls stattfanden.
Wer hörte diese ab? Was kam dabei raus? Wie fühlte sich diese Person?
Zwar durften diese Aufzeichnungen nicht für die Prozesse verwendet werden, trotzdem aber waren sie für die Ermittlungen wichtig. Vor allem die Gespräche zwischen Katharina und Ludwig, welche tatsächlich stattfanden. Sehr intim und privat. Doch nicht verhängnisvoll für Katharina Blum.
Sie wusste ausschliesslich, dass er Bundeswehrdeserteur sei und von der Polizei gesucht wurde, weshalb jedoch nicht. Sie war also keine Komplizin von ihm, sondern nur eine junge Frau, welche von ihm um den Finger gewickelt wurde. Die unbemerkte Flucht von Götten durch den Heizungsschacht war ebenfalls nicht geplant, sie sah dies lediglich als eine Art Räuber- und Gendarmromantik (siehe Fremdwörter-Post). Ausserdem ist sie froh, dass Götten nun hinter Gitter ist, denn jetzt kann er keine Dummheiten mehr begehen.
Sind diese Aussagen wirklich wahr, oder nur ein kluger Schachzug der Blum? Einerseits könnte sie wirklich nur von ihm benutzt worden sein, andererseits hätte das Ganze auch nur eine Art Spiel sein können. Dies bezweifle ich allerdings. Sie hat dadurch nicht nur ihr Leben bzw. ihre Ehre zerstört, sondern auch dies vieler anderer Personen, die ihr nahe standen.

In diesen Kapiteln kam heraus, wie skrupellos der  Journalist Werner Tötges ist. Er spürte die Adresse des Spitals auf, wo die Mutter von Katharina Blum, Maria Blum, stationiert war. Als Tötges zu Frau Blum vordringen wollte, wurde er vom Arzt Dr. Heinen darauf aufmerksam gemacht, dass sie aufgrund einer schweren aber geglückten Krebsoperation, sehr ruhebedürftig wäre. Dies ignorierte er anscheinend und tarnte sich als Maler, um zu ihr zu gelangen.
Ohne sich Gedanken zu machen, was er alles anrichten könnte, verfälschte er zudem noch die Aussage von Frau Blum. Anschliessend wurde bekannt, das Maria Blum unerwartet verstorben ist. Man vermutet, dass die Aufregung durch das Interview von Tötges entstand und sie deswegen verstarb. Allerdings ist nicht ganz klar, ob diese Interview tatsächlich stattfand oder nicht, denn man glaubt, dass er die Aussage schlichtweg erfunden habe.

Auch die Herrenbesuche gab es nie. Sträublender habe sie regelrecht bedrängt. Sie habe seine Besuche nicht zugegeben, weil sie der Meinung war, dass ihr sowieso niemand glauben würde. Denn eine einfache Hausangestellte wie sie würde einem solch angesehenem Mann doch nicht widerstehen.

Wir wissen ja, dass Katharina Blum den Journalisten Werner Tötges erschiessen wird. Nun kennt ihr auch einige Fakten, welche sie vermutlich dazu gebracht haben, diesen Entschluss zu fassen. Wie steht ihr zu ihrer Tat? Ich will nicht sagen, dass sie berechtigt war (kein Mord ist jemals eine berechtigte Tat!), ich finde nur, dass ich ihre Wut verstehen kann. Nicht aufgrund ihrer verlorenen Ehre. Nein, sondern weil dieser Journalist Tötges ihr ganzes Leben zerstört hat. Dass sie ihn erschossen hat, war allerdings, denk ich mal, eine Kurzschlussreaktion.

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